Deutschsprachig in Südostasien

In der sonntaz stellt Edith Kresta mehrere deutschsprachige Südostasiat_innen vor, die im Tourismus tätig sind. Für einige von ihnen ist die DDR biographisch bedeutend:

Nguyen Anh Tuan. Von 1981 bis 1985 in Deutschland. TU Dresden und Zentrales Institut für Schweißtechnik in Halle. Heute: Reiseleiter in Hanoi.

Le Quoc Anh ist 1982 in Hanoi geboren. 1992 übersiedelte er mit seiner Mutter nach Frankfurt am Main zu seinem Vater. Der hatte als Vertragsarbeiter in der DDR gearbeitet. Heute arbeitet Le Quoc Anh für Vietnam Airlines in Frankfurt und fährt regelmäßig nach Vietnam.

Vietnam Fo, die Moritzburgerin. 1956, sie war 11 Jahre alt, fuhr sie mit dem Zug von Vietnam nach Moritzburg in der DDR ins Internat. Fo kam 1962 zurück nach Hanoi, machte dort Abitur und studierte ab 1968 an der Martin-Luther-Universität in Halle Chemie. 1972 ging sie zurück nach Vietnam, wo sie als Chemieingenieurin arbeitete. Heute ist sie Reiseführerin und Geschichtsvermittlerin.

Kham Chan, goldener Mond, lebte von 1987 bis 1997 in Deutschland. In Halle studierte er bis zur Wende „Kommunismus“. Nach der Wende kam er, wie er es ausdrückt, „auf die schiefe Bahn“. Zurück im laotischen Luang Prabang arbeitet er als Minenentschärfer und inzwischen als Reiseleiter.

Yim Dima lebte von 1971 bis 2003 in Berlin. Er studierte Volkswirtschaft in der DDR und arbeitete in der kambodschanischen Botschaft. Nach dem Tod seiner deutschen Frau kehrt er 2003 zurück ins kambodschanische Siem Reap. Er arbeitet dort heute als Reiseleiter.

Der Reiseveranstalter Vu Minh Anh sagt im sonntaz-Interview zu deutschsprachigen Reiseleiter_innen:

Angesichts der stark wachsenden Zahl von deutschen Touristen ist das Angebot an deutschsprachigen Reiseleitern nicht sonderlich groß. Es ist zum großen Teil eine bestimmte Generation von Leuten, die in der DDR studiert und dort gearbeitet hat und eigentlich in anderen Berufen qualifiziert wurde. Deshalb ist es nicht immer leicht, gute Guides zu finden. Oder es sind ganz junge Leute, die jetzt in Vietnam deutsch studiert haben.


Rückkehrer_innen in Vietnam

Die Berliner Zeitung berichet über eine Fotoausstellung der Fotografin Nora Bibel über Menschen in Vietnam, die mindestens fünf Jahre in einem der Deutschlande gelebt haben.

Hinweis von Marina Mai


Ehemaliger Student

In einem Reisebericht der taz über Vietnam:

sagt Pham Van Du, der in Leipzig studierte und heute eine eigene Reiseagentur in Saigon betreibt


Buch und Ausstellung: Deutsche Vietnamesen

Ein Fotobuch über Menschen, die aus Deutschland nach Vietnam zurückgekehrt sind, ist erschienen:

Stefan Canham/Nguyen Phuong-Dan: Die Deutschen Vietnamesen. Mit einem Essay von Kristin Mundt
Mehr zum Buch bei Peperoni Books

Zurzeit ist bei 25Books auch eine kleine Ausstellung zu sehen.


Remigrierte Vertragsarbeiterin

Ich hatte diese Woche auch die Möglichkeit mit einer 1991 zurückgekehrten Vertragsarbeiterin aus Ho Chi Minh Stadt zu sprechen. Das heisst, weil ich kein Vietnamesisch kann und ihr Deutsch nach 20 Jahren nicht mehr zum Sprechen ausreicht, haben wir uns mittels Dolmetschung (Englisch) durch eine Wissenschaftlerin unterhalten. Das war ganz spannend. Vorallem, dass sie zu einer Gruppe von ehemaligen Vertragsarbeiter_innen gehört, die sich jedes Jahr am 01.06. trifft. Das war ihr gemeinsames Abreisedatum aus HCMC.


Studienerfahrungen in der DDR

Ich bin gerade für einen Workshop zu Gender Studies/ Frauen/ Frauenrechten in Ho Chi Minh Stadt/ Vietnam. Beim Begrüßungsessen heute abend hat der (vermutlich) Leiter des veranstaltenden Instituts erzählt, dass er von 1986 bis 1990 (oder so ähnlich – alle Angaben nur aus Erinnerung) an der Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin promoviert hat. Ein anderer Wissenschaftler erzählte, dass er auch mal zu einem Forschungsaufenthalt in Ost-Berlin war.

Nachtrag 02.07.11: Heute habe ich mich mit einem anderen Aspiranten unterhalten, der 1988 in die DDR kam, an der HU anfing zu promovieren und dann 1998 mit dem dritten Doktorbetreuuer abgeschlossen hat (mit einer Arbeit über vietnamesische Vertragsarbeiter).

Die meisten Wissenschaftler_innnen, die ich hier in HCMC getroffen hatte (oder alle) haben eine zeitlang im Ausland studiert, unter anderem in der DDR, Bulgarien, Belgien, Australien.