Rassismus in der DDR

In der MDR-Mediathek findet sich ein kurzer Exakt-Beitrag zu Rassismus in der DDR. Konkret geht es um den Mord an zwei Kubanern. Den Beitrag finde ich (journalistisch) nicht gut gemacht. Die Informationen sind aber interessant.

Nachtrag 02.09.16: Mittlerweile gibt es in der Mediathek ein längerer (und etwas besserer) Film (ca. 30 Minuten) über Rassismus in der DDR. Es geht da nicht nur um den Mord an den beiden Kubanern. Die Informationen beruhen dabei vorallem auf Forschungsarbeiten des Historikers Harry Waibel.


Mosambikaner bei Pegida

Die taz hat über die Spaltung von Pegida berichtet. Dabei zitiert sie das Mitglied des Organisationsteams Rene Jahn unter anderem mit:

„Wir wollen die bürgerliche Mitte erreichen, weil wir wissen, dass Dresden eine sehr konservative Stadt ist“, nimmt er den Geist des angekündigten neuen Positionspapiers vorweg. Nicht nur die Mitte, auch ganz neue Bevölkerungsgruppen wie die in der DDR eingewanderten Mosambikaner. „Sprachrohr für die Nöte und Ängste“ wolle die Pegida-Mutation werden, erklärt René Jahn mit erstaunlicher Sicherheit auf dem ungewohnten Podium.

Spannend, woher kommt der Bezug auf die Mosambikaner. Eine Google-Suche mit Rene Jahn und Mosambikaner führt zu einem Interview, dass blu-news (blu-news.org/ 2015/01/11/pegida-gruender-im-blu-news-interview/) mit Rene Jahn und Kathrin Oertel geführt hat. Darin wird Jahn zitiert:

Ein guter Freund läuft nun seit ungefähr fünf Wochen bei den Demonstrationen vorne mit. Nun wird behauptet, das sei ein „Quoten-Neger“, der von uns bezahlt wird. Dass dieser sogenannte Quoten-Neger, der tatsächlich Hamilton George heißt, 1987 in die DDR kam, ich ihn 1988 kennenlernte und dem es nach den ersten Demonstrationen und den Angriffen einfach ein Anliegen war, sich einzubringen. Er sagte zu mir: „René, ich muss da unbedingt vorne mitlaufen. Ich fühle mich mehr als Deutscher denn als Mosambikaner.“ Dennoch wird er in seinem Anliegen nicht ernst genommen und bleibt für manche der Quoten-Neger.

Ein in die DDR Migrierter läuft also an vorderster Front bei den Pegida-Demonstrationen mit. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich um einen ehemaligen Vertragsarbeiter, der es geschafft hat, in Deutschland zu bleiben. Auch der Focus berichtet über ihn, allerdings mit leicht anderem (vermutlich portugiesischerem) Namen:

Einer, der dieses Plakat hält, ist, soweit man das überblicken kann, der einzige Dunkelhäutige auf dem Platz. Hamilton Jorge aus Mosambik. Seit 1985 lebt er in Dresden. Auch Jorge ist da, weil er Angst hat. Auch er redet ungern mit Journalisten. Aber er verfolgt die Nachrichten, liest von radikalislamischen Massakern in Kenia und Somalia und denkt dabei an Dresden. Jorge ist sich sicher: „Klar, das kann hier auch passieren.“ Zum Asylmissbrauch illegaler Flüchtlinge sagt er: „Wenn die Leute hier ankommen, weiß man nicht, wer gut ist und wer schlecht.“ Sätze, die auf den ersten Blick irritieren und gleichzeitig zeigen, wie fließend die Grenzen sind – zwischen Ängsten und Vorurteilen, zwischen bürgerlichen Sorgen und pauschaler Verurteilung. Aber ein Schwarzer bei Pegida? „Das sind meine Freunde, keine Rassisten“, sagt Jorge. René Jahn kenne er seit fast 30 Jahren. „Das sind ganz normale Leute“, sagt er.

Interessant wäre zu wissen, was Jahn und Co denn für die Mosambikaner tun wollen.


Marzahn migrantisch

Ein kurzer Vortrag von mir zu No-Go-Areas, Vertragsarbeitenden und demographischen Veränderungen am Beispiel von Marzahn:

DemografieLab Vortrag: Dr. Urmila Goel .


Neu erschienen: zwei Artikel

Christiane Mende: „Migration in die DDR. Über staatliche Pläne, migrantische Kämpfe und den real-existierenden Rassismus“, 151-164.

und

Urmila Goel: „Ungehörte Stimmen. Überlegungen zur Ausblendung von Migration in die DDR in der Migrationsforschung“, 138-150.

in: Duygu Gürsel, Zülfukar Çetin & Allmende e.V. (2013, Hrsg.), Wer Macht Demo_kratie? Kritische Beiträge zu Migration und Machtverhältnissen, Münster: edition assemblage


Perspektiven auf die Einheiten

Die Frankfurter Rundschau berichtet unter der Überschrift Der andere Blick auf die Einheit von einer Veranstaltung mit dem Titel „Typisch deutsch?“, bei der auch aus migrantischer Perspektive auf die Vereinigung geschaut wurde.

Hinweis von Marina Mai


Schwieriges Erinnern

Die taz berlin berichtet über die Schwierigkeiten in Eberswalde an den ermordeten Amadeu Antonio zu erinnern.


Verklärung der DDR

Marina Mai schreibt in der taz-Berlin über die Proteste von DDR-Nostalgiker_innen gegen die Veranstaltungsreihe Bruderland ist abgebrannt in Treptow-Köpenick.Die Existenz von Rassismus und Ausbeutung in der DDR scheint pauschal abgestritten zu werden.

Nachtrag 23.10.12: Ein weiterer Artikel von Marina Mai zu der Diskussion und einer Veranstaltung zu Rassismus in der DDR.

Nachtrag 03.11.12: Noch ein taz berlin-Artikel zur Veranstaltugnsreihe.


Sinti

In der taz berlin ein Interview mit dem Sinto Janko Lauenberger:

Es gab ja nur 300 Sinti im Osten. Wir waren hier in Berlin die Kernfamilie. Dann gab es noch eine große Familie in Halle und eine weitere in Thüringen.


Veranstaltugnsreihe in Treptow

„Bruderland ist abgebrannt!“ – Einwanderung, Rassismus, Antisemitismus und Neonazismus in der DDR

Ausstellung und Veranstaltungsreihe

3. September 2012 | 18 Uhr: Ausstellungseröffnung
bis zum 3. November 2012 kann montags bis donnerstags (11-16 Uhr)

Neonazis in der DDR
27. September 2012 | 19 Uhr: Infoveranstaltung: Neonazis in der DDR? David Begrich (Arbeitsstelle Rechtsextremismus bei Miteinander e.V. in Sachsen-Anhalt)

Antisemitismus in der DDR – ein aktuelles Thema?
11. Oktober 2012 | 19 Uhr: Infoabend
Jan Riebe (Projektkoordinator bei der Amadeu Antonio Stiftung)

Fremde und Fremd-Sein in der DDR – Zu den historischen Ursachen der Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland
17. Oktober 2012 | 19 Uhr: Infoabend
Vorträge von Dr. Patrice G. Poutrus (Lehrbeauftragter an der Professur für Zeitgeschichte der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), Susanne Harmsen (Ausstellungsmacherin und freie Journalistin) und Angelika Nguyen (Filmwissenschaftlerin und Autorin).

Mythos Antifaschismus – Die DDR und ihr ‚verordnetes‘ Erbe
31. Oktober 2012 | 19 Uhr: Podiumsdiskussion
Einführungsvortrag von Carl-Friedrich Höck (Historiker und Redakteur beim „Vorwärts“).
Es diskutieren Gregor Gysi (Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE im Bundestag), Andrej Hermlin (Pianist und Bandleader), Wolfgang Wippermann (Professor für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin). Es moderiert Fritz Burschel (Referat Neonazismus und Strukturen/Ideologien der Ungleichwertigkeit bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung).

Veranstaltende:
Helle Panke e.V., Rosa-Luxemburg-Stiftung, Zentrum für Demokratie Treptow-Köpenick

Alle Veranstaltungen finden im Zentrum für Demokratie Treptow-Köpenick (ZfD) beim Michael-Brückner-Haus statt. Michael-Brückner-Str. 1/ Spreestraße, direkt gegenüber S-Bhf. Schöneweide


Artikel von Angelika Nguyen

Angelika Nguyen schreibt in der Hinterland über die transnationle Beziehung ihrer Eltern, ihr Aufwachsen in der DDR und die Rassismuserfahrungen von damals bis heute.

Hinweis von Marina Mai